Archiv für 29. Oktober 2019
Eine Betrachtung zum 1. Deutschen Regelheft »Empires of Magira«
»Man kann natürlich nur mit Bleistift und Papier spielen, doch ist es nicht nur aus ästhetischen Gründen zu empfehlen, mit Figuren, vorzugsweise 25mm-Metallfiguren, zu spielen. Zu jedem Zeitpunkt eines Abenteuers sollte nämlich die Marschordnung klar ersichtlich sein, damit der Spielleiter bestimmen kann, wer in eine Fallgrube fällt, von einem Monster angegriffen wird usw.« (J.Franke, Empires of Magira, Seite 4, 1977)
So war das früher, in den allerersten Tagen des Rollenspiels in Deutschland (und man sollte nicht glauben, dass sich dieses „geordnete“ Vorgehen von dem unterschied, was in den wenigen anderen Ländern unter »Rollenspiel« verstanden wurde) – in einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit, als Regelbücher mit 92 Seiten (DIN A5-Format, natürlich!) auskamen und die Seitenzahlen noch mit der Hand eingetragen wurden.
War das wirklich so? Ja, und es war das erste Rollenspiel in Deutschland, Empires of Magira genannt (denn die Epigonen hießen bedeutungsvoll-fremdländisch »Dungeons & Dragons« und »Empire of the Petal Throne«, wie popelig in den Ohren hätte ein deutscher Titel geklungen). Die Recherche nach guten 25 Jahren ergab, dass die Auflage wohl 20 Stück betrug, vervielfältigt in einem namentlich nicht genannten Copy-Shop (die hießen damals wahrscheinlich noch »Kopierlädchen« …). Mit ein wenig Mühe gelang es vor kurzem sogar, das Gros der Regelbuch-Eigentümer aufzuzählen, die das Büchlein in den seligen Tagen mit schweißnassen Fingern aus den Händen von Elsa und Jürgen Franke empfingen. Handverlesen wurden die Blätter zu der Zeit halt, man kannte seine Spielerschar noch persönlich, war befreundet oder zumindest gut bekannt mit denjenigen, die sich, etwas ungewohnt, von nun an »Rollenspieler« nennen durften.
Der Schreiber dieser Zeilen war 1977 schon 18 Jahre alt, also nicht mehr ganz so jung, wie es heutzutage die Neueinsteiger zumeist sind (wenn bedacht wird, dass die jetzige Generation der Rollenspieler, so sie denn ein »Vorbild« in Gestalt spielfreudiger Eltern hat, bereits im Wickelalter an den Spieltisch herangeführt und bedrogt wird, waren wir wirklich spät dran), aber ich kann mich nicht daran erinnern, meinen Eltern allzu viel von Rollenspiel, Monsterplätten oder Hit Dice erzählt zu haben. Es wäre auf allumfassendes Unverständnis gestoßen.