Aufruhr im Osten des Fürstentums

Frühjahr 2416 nL
Ort: Provinz Luachar

Die nachfolgenden Ereignisse geben einen kleinen Einblick, welche Schauspiele hinter den Kulissen des Fürstentums veranstaltet werden. Wenn sich die Spieler in das Gebiet des Clann Èile begeben, müssen sie mit erhöhtem Misstrauen rechnen: sie kommen ja anscheinend aus Cuanscadan und sind womöglich Spitzel des Fürsten. Oder sie verwenden die Informationen des Räubers, um diese in Cuanscadan an den Mann zu bringen (bleibt nur zu hoffen, dass sie den richtigen Mann erwischen, nicht dass Conall Cernach seine Fühler bereits bis in die Hafenstadt ausgestreckt hat). Vielleicht lässt sich überhaupt die Unruhe im Osten des Fürstentums nutzen, um die statische „Geschichte des Fürstentums“ weiterzuschreiben (und sie zu einer veränderlichen Geschichte zu machen).

Bei dem gefangenen Räuber handelt es sich um Muirgheal, einen hageren, ausgemergelten Hünen mit scharfen Gesichtszügen, der nach eigenem Bekunden früher ein kräftiger Landmann gewesen ist. Wenn sich die Abenteurer die Zeit nehmen und ihm zuhören, wird er ihnen folgende Geschichte erzählen.

Genauso wie seine Gefährten galt er bis vor einigen Monden als rechtschaffener und arbeitsamer Grundbesitzer und war wie sie einer der Gefolgsleute von Toissech Conall Cernach, dem Anführer des Clanns Èile im Osten des Fürstentums. Er bewirtschaftete seinen kleinen Hof, der genug an Ertrag für ihn und seine Familie abwarf. Dann jedoch wurde er verdächtigt, ohne Erlaubnis im Doire da Both Wild gejagt zu haben. Das entsprach nicht der Wahrheit, doch aufgrund fadenscheiniger Beweise und der Aussagen einiger williger Zeugen wurde auf die Schnelle vom Toissech selbst Recht gesprochen.

Muirgheals Einwände – es hätte ihm zugestanden, dass eine Fiannacórach mit dem Streitfall betraut worden wäre – wurden von Conall beiseitegefegt: die besonderen Umstände (wie auch immer die sich darstellten) erforderten eine sofortige Urteilsfindung. Wie Muirgheal erging es auch den übrigen Straßenräubern, die allesamt auf diese oder ähnliche Weise um ihr Eigentum gebracht wurden. Weil nämlich niemand die horrenden Entschädigungen und Geldbußen für die Verfehlungen aufbringen konnten, wurden sie in die Leibeigenschaft entlassen. Doch bevor sie in den Dienst eines Herrn treten mussten, türmten Muirgheal und auch die anderen. Ihre Familien haben sie seither nicht mehr gesehen.

Was jedoch verführte Conall Cernach zu seinem eigenmächtigen Handeln, das natürlich nicht durch den Fürst von Cuanscadan abgesegnet ist? Der Clann Èile litt am stärksten unter dem Angriff des Finstermagiers Gormach und dem Untotenheer vor 6 Jahren (2410 nL). Der gesamte Landstrich wurde verwüstet, die Burg des Clanns stark beschädigt, das Dorf Biorra beinahe dem Erdboden gleichgemacht. Noch heute stöhnen und ächzen die Menschen unter der Last, dass sie ihre Wohnstätten und Stallungen oder Scheunen neu errichten mussten und die Burg noch immer nicht vollständig aufgebaut ist. Schlimmer noch neben dem materiellen Schaden wiegt der Verlust an Menschen, den die marodierenden Horden dem Landstrich beigebracht haben.

Und wie wurde der Einsatz von Leben und Hab und Gut durch den Fürsten vergolten oder durch die reiche Stadt Cuanscadan gedankt: gar nicht! Kein einziger Nathrod floss von West nach Ost, keine Hilfeleistungen erfolgten für den Clann Èile, dessen Menschen selbst zusehen mussten, wie sie zurechtkamen.

Der Toissech ist darüber gar nicht amüsiert. Seine engsten Vertrauten unterstützen ihn bei seinen Bemühungen, sich so weit wie möglich von Cuanscadan loszusagen. Das geschieht natürlich erst einmal nicht offen, sondern so weit wie möglich verdeckt. Die Burg wird deshalb nicht nur gegen Übergriffe aus dem Mallachteara ausgebaut, sondern auch als Bollwerk gegen fürstliche Truppen betrachtet. Die Ausbildung des gemeinen Volkes zu mit Wurfspeeren und Schilden ausgerüsteten Kriegern wurde forciert, sodass die Bonnachta des Clanns mittlerweile als die am besten trainierte im Fürstentum zählen kann. Und die Steuerschraube wurde angezogen, damit die gestiegenen Ausgaben beglichen werden können. Letzteres führte natürlich zu manchem Unmut, und die besonders Aufmüpfigen wie Muirgheal, ja, die finden sich eines Tages vor Conall Cernach wieder, der über sie Gericht hält. Denn nichts kann Conall Cernach weniger gebrauchen, als opponierende Gefolgsleute …

Muirgheal weiß darüber hinaus noch zu berichten, dass er und seine Leute in den vergangenen Wochen vermehrt kleine Trupps der Fian (meist aus 5 Kriegern bestehend, die Dorn, was soviel wie „Faust“ bedeutet) sichteten, die offenbar die Straße mieden und unwegsames Gelände suchten. Die Straßenräuber haben das natürlich aufmerksam beobachtet …

[Verfasser: Karl-Georg Müller. Ursprünglich eingestellt: 16.05.2006. Geändert: 22.05.2011]

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